Finanzbildung in der Schule? Note mangelhaft

Sollte Finanzbildung in der Schule ein eigenes Fach sein? Laut einer Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge spricht sich eine große Mehrheit für die Einführung oder den Ausbau einer finanziellen Allgemeinbildung während der Schulzeit aus.

Julia Ptock
Finanzbildung in der Schule

Was wäre, wenn Schüler in der Schule nicht nur lernen, wie sie Gedichte interpretieren oder eine Kurvendiskussion durchführen, sondern auch darüber aufgeklärt werden würden, wie sie mit Geld umgehen müssen? Finanzbildung an deutschen Schulen ist selten. Und selbst wenn es sie gibt, erhält sie schlechte Noten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), an der 2.005 Personen aus ganz Deutschland ab 18 Jahren teilgenommen haben.

 Finanzbildung an Schulen nur mangelhaft

Das Deutsche Institut für Altersvorsorge hat die Ergebnisse einer Umfrage bezüglich der Finanzbildung in der Schule veröffentlicht. Die Ergebnisse sind alarmierend: Nach eigener Einschätzung haben nur 13 Prozent der Befragten eine gute Finanzbildung in der Schule erhalten. In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen findet sich mit nur zehn Prozent der geringste Anteil der Befragten, die ihre Finanzbildung in der Schule als gut einschätzen.

Generell wird der Finanzbildung an Schulen nur die Note 5, also mangelhaft, ausgestellt. Finanzbildung werde zu wenig und zu schlecht betrieben, meinen zwei Drittel (67 Prozent). Vor allem die Jüngeren (74 Prozent) vertreten diese Ansicht. Neben dieser Tatsache zeigt die Studie noch eine weitere Tendenz auf: Je mehr die Befragten verdienen, desto häufiger stimmen sie der Aussage zu, dass die Finanzbildung im Schulunterricht zu wenig oder nur schlecht vermittelt wird.

schülerstimmen
© DIA / Insa Meinungstrend

 Die Jugend hat kaum Interesse an Finanzbildung

Der ungenügende Bildungsstand wird aber nicht allein der Schule zugeschoben. Gut jeder zweite Befragte (56 Prozent) vertrat die Auffassung, dass auch ein zu geringes Interesse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an der mangelhaften Finanzbildung Schuld sei. Fragt man allerdings die Jugend selbst, fällt das Urteil anders aus. Unter den 18- bis 24-Jährigen attestierten lediglich 45 Prozent den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein zu geringes Interesse an Finanzbildung.

Dabei wird die Schule mehrheitlich als geeigneter Ort für die Finanzbildung angesehen. Laut der Umfrage, die gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut INSA bereits im November 2018 durchgeführt wurde, befürworten 84 Prozent der Befragten die Einführung der finanziellen Allgemeinbildung in die Schulbildung bzw. deren Ausbau. 43 Prozent befürworten dies stark, 41 Prozent eher. Nur eine Minderheit von acht Prozent der Befragten lehnt eine solche Idee ab. Sollte es also ein eigenes Fach für Finanzbildung an Schulen geben? Die Meinungen sind gespalten. Eine Mehrheit von 60 Prozent spricht sich dafür aus, dass Finanzthemen in die Lehrpläne bereits vorhandener Unterrichtsfächer wie Sozialkunde, Wirtschaft, Recht oder Politik eingegliedert werden. Nur ein Viertel spricht sich für ein eigenständiges Fach Finanzbildung aus. Die Beschäftigung in Wahlfächern und fakultativen Veranstaltungen wie zum Beispiel Arbeitsgemeinschaften halten 19 Prozent für geeignet.

Meinungstrend
© DIA / INSA Meinungstrend

 Es besteht Handlungsbedarf

Beide Umfragen zeigen, dass es um die Finanzbildung in Deutschland vor allem während der Schulzeit schlecht bestellt ist. Eine zeitnahe Veränderung, die zu einer spürbaren Verbesserung führen würde, dürfte aufgrund des föderalen Bildungssystems nicht zu erwarten sein. Angebote von Banken oder Versicherungen, Unterstützung bei der Finanzbildung zu leisten, wird aber von vielen Schulen abgelehnt, da die Angebote als stark interessengeleitet wahrgenommen werden.

Eine Lösung für das Problem wird sich so schnell nicht finden lassen. Das DIA geht davon aus, dass am Ende auf eine Doppelstrategie hinauslaufen muss. Während auf der einen Seite die stete Mahnung an die Bundesländer, Finanzbildung ausreichend im Lehrplan zu verankern, steht, müssen auf der anderen Seite Bemühungen der Wirtschaft sowie der Zivilgesellschaft stehen, auf eigene Verantwortung junge Menschen mit Finanzthemen vertraut zu machen.

Julia Ptock