Portemonnaie gestohlen? Dann solltest du schnell handeln!
Du hast deine Geldbörse verloren? Eventuell wurde sie sogar geklaut? Dann solltest du jetzt schnell handeln. Denn neben dem finanziellen Verlust nutzen im schlimmsten Fall Datendiebe deine Dokumente, um deine Identität zu stehlen.
Wenn plötzlich das Portemonnaie mit Ausweis, Führerschein, EC- und Kreditkarte weg ist, kommt schnell Verzweiflung auf. Und man fragt sich: Hab ich es verloren? Wenn ja, wo? Oder wurde die Geldbörse gestohlen? Taschendiebstahl kommt öfter vor, als man denkt. Im Jahr 2019 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik in Deutschland insgesamt 94.106 Taschendiebstähle angezeigt. Dabei entstand ein finanzieller Schaden von 30,5 Millionen Euro. Aber neben dem finanziellen Schaden drohen noch ganz andere Probleme. Denn mit geklauten Dokumenten – egal ob Personalausweis, Führerschein oder Kreditkarte – können Kriminelle im Internet auch noch die Identität des Opfers missbrauchen. Und das kann schwerwiegende Folgen haben.
Auch wenn der Verlust des Bargeldes schmerzt, muss gerade beim Diebstahl des Portemonnaies schnell und richtig gehandelt werden. Wir haben eine Übersicht erstellt, die dir dabei hilft, alle notwendigen Schritte in die Wege zu leiten.
Portemonnaie verloren: Ruhe bewahren, aber nicht untätig bleiben
Wenn die Brieftasche geklaut wurde oder verloren gegangen ist, heißt es: Ruhe bewahren. Nur mit einem klaren Kopf lassen sich die richtigen Entscheidungen treffen. Auf der einen Seite kann es gut möglich sein, dass du dein Portemonnaie wiederfindest oder zurückbekommst. Auf der anderen Seite solltest du die Zeit nutzen, um so schnell wie möglich deine EC-Karten und Kreditkarten zu sperren.
Gerade das Sperren der Karten sollte oberste Priorität haben. Denn nicht jeder Finder ist ehrlich und meldet sich bei dir oder gibt das Portemonnaie im Fundbüro ab. Wenn deine Geldbörse geklaut wurde, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du deinen Ausweis und deine Karten wiederbekommst, gleich null.
Glück im Unglück: Wege ablaufen kann sich lohnen
Wenn du dir nicht sicher bist, ob du deine Geldbörse verloren hast oder ob sie dir geklaut wurde, kann es sich lohnen, die letzten Wege und Orte in chronologisch umgekehrter Reihenfolge abzulaufen. Warst du beispielsweise gerade noch in einem Café und hast dort deinen Kaffee bezahlt, vermisst jetzt aber deine Brieftasche, ist es sinnvoll, noch mal zurückzugehen. Sehr wahrscheinlich liegt es noch da oder wurde vom Kellner gefunden und sicher aufbewahrt.
Das Fundbüro aufsuchen
Auch der Weg ins Fundbüro kann sich lohnen. Solche Einrichtungen gibt es so gut wie in jedem größeren Ort. Meist sind sie in den Bürgerämtern oder Rathäusern untergebracht. Verkehrsbetriebe, Shopping-Center, Bahnhöfe und Flughäfen haben meist eigene Fundbüros. Fundsachen müssen übrigens sechs Monate lang aufbewahrt werden – so schreibt es das Gesetz vor.
Bevor du ins Fundbüro gehst, solltest du aber ein paar Tage warten. Grund: Durch die Verwaltung kann es etwas dauern, bis das Fundstück registriert wird. Es lohnt sich übrigens auch, mehr als einmal nachzufragen, da täglich neue Fundsachen abgegeben werden.
Finderlohn gehört nicht nur zum guten Ton
Wurde dein verlorenes Portemonnaie gefunden, solltest du dem ehrlichen Finder deinen Dank zeigen und ihm einen Finderlohn geben. Das ist übrigens nicht nur eine Sache des Anstandes, sondern gesetzlich geregelt. Paragraf 971 Bürgerliches Gesetzbuch besagt, dass der Finder von dem Besitzer einen Finderlohn verlangen kann. Und es geht noch weiter, denn das BGB regelt sogar ein Stück weit die Höhe des Finderlohns: „Der Finderlohn beträgt von dem Werte der Sache bis zu 500 Euro fünf vom Hundert, von dem Mehrwert drei vom Hundert, bei Tieren drei vom Hundert. Hat die Sache nur für den Empfangsberechtigten einen Wert, so ist der Finderlohn nach billigem Ermessen zu bestimmen."
Überblick verschaffen: Das sind die wichtigsten Dokumente und Karten.
Die wenigsten haben nur Bargeld in ihrem Portemonnaie. Ist es verloren gegangen oder geklaut worden, musst du dir schnell einen Überblick verschaffen, was genau weggekommen ist. Das ist vor allem dann wichtig, wenn du mehrere EC- beziehungsweise Giro-Karten oder Kreditkarten besitzt. Gleiches gilt für Ausweisdokumente. In einem Portemonnaie befinden sich oft:
Bargeld
EC- beziehungsweise Giro-Karte
Kreditkarte
Personalausweis
Führerschein und eventuell die Fahrzeugpapiere
Krankenversicherungskarte
Kundenkarten wie IKEA-Family-Card, eine BahnCard oder eine Mitgliedskarte zum Gym
Anzeige bei der Polizei erstatten
Nach einem Portemonnaieverlust solltest du zeitnah zur Polizei gehen und den Verlust oder Diebstahl anzeigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob dir das Portemonnaie geklaut wurde oder ob du es verloren hast. Wichtig ist es, den Verlust anzuzeigen, da das im weiteren Verlauf mehrere Vorteile hat:
Wird dein Portemonnaie gefunden und bei der Polizei abgegeben, kann es dir schneller zugeordnet werden.
Werden deine Daten für kriminelle Handlungen genutzt, kann schnell nachgewiesen werden, dass du damit nichts zu tun hast.
Ist der Verlust deiner Geldbörse durch eine Versicherung – meistens ist das die Hausratversicherung – abgedeckt, verlangt diese für die Kostenerstattung wahrscheinlich die Diebstahlsanzeige.
Die polizeiliche Verlustanzeige macht es einfacher, die verlorenen Dokumente neu zu beantragen.
Die Verlust- oder Diebstahlsanzeige – meist gegen Unbekannt – kannst du bei jeder Polizeidienststelle aufgeben. Mit beiden Anzeigenvarianten sicherst du dich gegen den Missbrauch deiner Dokumente und Karten ab. Nach der Meldung erhältst du eine Verlustbescheinigung, die du für die Neubeantragung der Ausweisdokumente benötigst. In der Verlust- oder Diebstahlmeldung sollte neben deinem Nach- und Vornamen deshalb genau aufgelistet werden, welche Dokumente du verloren hast, zum Beispiel Personalausweis oder Führerschein. Darüber hinaus wird in der Anzeige festgehalten, wie du deinen Ausweis verloren hast.
Das wichtigste zuerst: EC-Karte und Kreditkarte sperren
Noch vor der Anzeige bei der Polizei solltest du deine Bankkarten sperren lassen. Das hat folgenden Grund: Mit den Karten – vor allem der Kreditkarte – können Kriminelle nicht nur vor Ort, sondern auch in Online-Shops einkaufen. Und das kann sehr schnell richtig teuer werden. Aus diesem Grund solltest du nicht warten, bis du dein Portemonnaie eventuell wiederfindest oder du vom Finder kontaktiert wirst.
Du hast mehrere Möglichkeiten, deine Karten sperren zu lassen. Zum einen kannst du die Service-Rufnummer deiner Bank anrufen und die Sperrung beantragen. Allerdings kann es sein, dass du da beispielsweise am Wochenende niemanden erreichst. Aber das ist nicht so schlimm. Über den zentralen Sperr-Notruf 116 116 kannst du deine EC- und Kreditkarte sperren lassen. Aus dem Inland ist der Anruf kostenfrei. Bist du gerade im Ausland unterwegs, musst du nur die deutsche Ländervorwahl +49 davor wählen. Der Anruf ist dann gebührenpflichtig.
Wichtig: Willst du die verloren gegangene Karte sperren lassen, solltest du folgende Infos vorliegen haben:
bei Girocards, Maestro-, V PAY-, Bankkunden-, Spar- und Geldkarten: Kontonummer und Bankleitzahl, alternativ die IBAN
bei Kreditkarten: Name des Kartenherausgebers oder alternativ die Bankleitzahl
Übrigens: Auch wenn die EC-Karte telefonisch gesperrt wurde, ist es für Kriminelle immer noch möglich, mit gefälschter Unterschrift und vorgelegter Karte zu bezahlen. Lediglich die Kombination aus PIN und Karte ist gesperrt.
Wusstest du, dass du deine EC- und Kreditkartendaten mit bonify IdentProtct überwachen kannst? Unser Service überwacht das Internet, Deep Web sowie Darknet und benachrichtigt, falls deine Daten in einem verdächtigen Zusammenhang auftauchen.
Der nächste Schritt: wichtige Dokumente sperren
Wenn klar ist, dass dein Portemonnaie nicht wieder auftaucht, solltest du den Verlust deines Ausweises oder Reisepasses sowie deines Führerscheins und deiner Krankenkassenkarte bei der zuständigen Behörde melden. Nachfolgend erklären wir, was dabei zu beachten gibt.
Ausweis und Reisepass
Wenn dir dein Ausweis abhandengekommen ist, solltest du das immer melden. Das kannst du sowohl bei der Polizei als auch auf dem örtlichen Bürgeramt machen. Meldest du den Verlust bei der Personalausweisbehörde, wird die gegebenenfalls aktive Online-Ausweisfunktion direkt mitgesperrt und die Polizei über den Verlust des Ausweises informiert. Meldest du den Verlust zuerst bei der Polizei, musst du die Online-Ausweisfunktion selbst sperren lassen und die Personalausweisbehörde zusätzlich über den Verlust des Ausweises informieren. Übrigens lässt sich die Online-Ausweisfunktion auch über den Sperr-Notruf 116 116 sperren. Erst wenn der Ausweis gesperrt ist, ist ein Missbrauch nicht mehr möglich.
Wenn du deinen Reisepass im Urlaub verlierst, solltest du zuerst zur örtlichen Polizeidienststelle gehen und dir den Verlust oder Diebstahl bescheinigen lassen. Dabei ist es wichtig, dass auf der Bescheinigung die Passnummer, die ausstellende Behörde und das Ausstellungsdatum des verlorenen Dokuments angegeben sind. Benötigst du direkt ein neues Ausweisdokument, hilft dir die nächste deutsche Botschaft oder ein Konsulat weiter.
Dass du deinen Ausweis oder Pass sperren lässt, ist extrem wichtig. Machst du das nicht, können Kriminelle auf deinen Namen Handyverträge abschließen, neue Konten eröffnen und Kreditkarten beantragen. Kurz gesagt: Sie können deine Identität übernehmen.
Führerschein
Wie schon beim Ausweis und Reisepass ist es notwendig, den Diebstahl des Führerscheins bei der Polizei zu melden. Auf der Dienststelle wird eine Diebstahlanzeige aufgenommen, die bei der Beantragung eines neuen Führerscheins als Nachweis über den Verlust dient.
Hast du deinen Führerschein verloren, musst du nicht zur Polizei. Es reicht, wenn die örtliche Führerscheinstelle aufgesucht wird. Um ein neues Dokument zu beantragen, musst du eine eidesstattliche Erklärung abgeben, aus der hervorgeht, dass du deinen Führerschein verloren hast.
Krankenkassenkarte
Sobald du merkst, dass deine Krankenkassenkarte weg ist, solltest du dich umgehend mit deiner Krankenversicherung in Verbindung setzen. Dabei stehen dir verschiedene Wege offen:
Online: Am schnellsten geht es, wenn du dich online in deinen Nutzer-Account bei der Krankenkasse einloggst. Dort kannst du den Verlust der Krankenkassenkarte anzeigen und gleich eine neue beantragen.
Per E-Mail oder Telefon: Im Internet findest du auf der Webseite der Krankenkasse die entsprechenden Service-Nummern und E-Mail-Adressen. Beim E-Mail-Kontakt kann es allerdings etwas dauern, bis dein Anliegen bearbeitet wird.
Filiale: Hat die Krankenkasse eine Filiale in deiner Nähe, kannst du persönlich vorbeigehen und den Verlust anzeigen.
Nachdem du den Verlust bei deiner Krankenkasse bekannt gemacht hast, wird deine Krankenkassenkarte unverzüglich gesperrt und dir in wenigen Tagen eine neue Karte zugesendet.
Gebühren bei Verlust des Geldbeutels
Ist das Portemonnaie inklusive sämtlicher Dokumente weg, musst du irgendwann Personalausweis, Führerschein und Co. neu beantragen. Dadurch können erhebliche Kosten entstehen, die je nach Umfang mehrere hundert Euro betragen. Nachfolgend geben wir dir einen kurzen Überblick über die möglichen Kosten.
Dokumente
Kosten
Gut zu wissen:
Dokumente
Personalausweis
Kosten
jünger als 24 Jahre: 22,80 Euro
24 Jahre oder älter: 28,80 Euro
Gut zu wissen:
Das biometrische Passbild muss künftig digital vorgelegt werden. Das Foto kann entweder vor Ort in der Behörde oder von einem privaten Dienstleister erstellt werden. Fotostudios sind dazu verpflichtet, das Bild über eine sichere Übermittlung an die Pass- beziehungsweise Personalausweisbehörde zu versenden. Das Mitbringen von Fotos zur Aufnahme in den Ausweis ist nicht mehr möglich.
Dokumente
Reisepass mit 32 Seiten
Kosten
jünger als 24 Jahre: 37,50 Euro
24 Jahre oder älter: 60,00 Euro
Reisepass im Expressverfahren: 32,00 Euro Zuschlag
Gut zu wissen:
Auch für den Reisepass muss das biometrische Passbild künftig digital vorgelegt werden.
Dokumente
Reisepass mit 48 Seiten
Kosten
jünger als 24 Jahre: 59,50 Euro
24 Jahre oder älter: 82,00 Euro
Reisepass im Expressverfahren: 32,00 Euro Zuschlag
Gut zu wissen:
Dokumente
Führerschein
Kosten
Ersatzführerschein: 40,00 Euro
vorläufiger Führerschein bei gleichzeitiger Beantragung des Ersatzführerscheins: 10,00 Euro
vorläufiger Führerschein: 13,30 Euro
Expressherstellung des Führerscheins: 6,75 Euro
Gut zu wissen:
Die Kosten für einen Ersatzführerschein und/oder einen vorläufigen Führerschein können je nach Bundesland unterschiedlich ausfallen.
Dokumente
EC- und Kreditkarten
Kosten
Neubeantragung für eine Kreditkarte und eine EC-Karte: zwischen 20 und 30 Euro
Gut zu wissen:
Manche Banken erstellen auch kostenlose Ersatzkarten.
Dokumente
Monatskarten und Kundenkarten
Kosten
je nach öffentlichem Verkehrsbetrieb und Gültigkeitsbereich 30-200 Euro
viele Kundenkarten werden kostenlos ersetzt
Gut zu wissen:
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