Variable Zinsen bei einem Kredit

Üblicherweise vereinbart man für ein Darlehen einen festen Zinssatz, der über die Kreditlaufzeit immer gleich bleibt. Aber für einige Kreditarten gibt es auch die Möglichkeit, die Zinshöhe variabel zu halten. Während der Laufzeit verändert sich dann die Höhe der Zinsen. Was es damit auf sich hat, und was die Vor- und Nachteile eines variablen Darlehens sind, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Veröffentlicht am: 08.04.2021

variable Zinsen

 Was sind variable Zinsen?

Wenn bei einem Darlehen variable Zinsen vereinbart wurden, dann heißt das, dass der Zinssatz sich in vorher bestimmten Abständen laufend ändert. Daher spricht man bei variablen Zinsen auch von einem variablen Darlehen. 

Diese Art des Darlehens kommt manchmal bei Immobilienkrediten vor, die typischerweise eine lange Laufzeit und hohe Kreditsumme haben. Daher fallen Zinsschwankungen bei dieser Kreditart stark ins Gewicht.

 Wie funktionieren variable Zinsen?

Wurde für ein Darlehen ein variabler Zinssatz vereinbart, dann wird der Sollzins für diesen Kredit alle drei bis sechs Monate an einen Referenzzinssatz angepasst. 

Als Referenzzinssatz gilt normalerweise das aktuelle Zinsniveau, das über den EURIBOR-Geldmarktzins bestimmt wird. Der EURIBOR – kurz für „Euro Interbank Offered Rate“ – ist der Zinssatz, zu dem sich europäische Banken untereinander Geld leihen. Er stellt somit den Marktzins dar. 

Für eine Baufinanzierung mit variablem Zins wird in der Regel der Drei-Monats-Euribor gewählt. Ein Kredit mit variablen Zinsen, der zu diesen Konditionen vergeben wird, heißt  deswegen auch auch „Euribor-Darlehen”.

Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass die Zinshöhe eines variablen Darlehens nicht exakt zum EURIBOR festgelegt wird. Der EURIBOR bietet lediglich den Orientierungsrahmen in dem je nach Kreditsumme und Bonität des Darlehensnehmers die konkreten Kreditzinsen vereinbart werden. Nur die Entwicklung der Zinsen für den Kredit wird dann an den EURIBOR gekoppelt. 

 Was sind die Vorteile von variablen Zinsen?

Ein variabler Zinssatz hört sich spontan etwas unsicher an. Denn die monatlich Rate kann dadurch unvorhergesehen steigen und es gibt keine Planungssicherheit. Trotzdem bieten variable Zinsen einige Vorteile, die je nach Kreditnehmer und Situation die Nachteile überwiegen.

Zunächst ist das variable Darlehen günstiger als eines mit fester Zinsbindung: der Zinssatz von Krediten mit variablem Zinssatz ist zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme niedriger als der eines Festzinskredits. Wer also keine langen Zeiträume überbrücken muss und plant, den Kredit schnell zurückzuzahlen, spart Geld. Das ist besonders für Kreditnehmer interessant, die eine Zwischenfinanzierung vorhaben.

Dann ist ein variables Darlehen auch flexibler: es gibt keine Zinsbindung und im Gegensatz zu einem Festzinskredit kann der Kredit jederzeit mit einer gewissen Vorlaufzeit getilgt werden. Bei fester Zinsbindung kann die Restschuld während der Kreditlaufzeit nicht vorzeitig beglichen werden, ohne das hohe Entschädigungszahlungen fällig werden. Und auch Sondertilgungen sind oft nur in sehr begrenztem Umfang möglich.

Bei einem variablen Darlehen ist das anders. Wer in der nahen Zukunft einen größeren Geldbetrag erwartet, zum Beispiel durch den Verkauf einer anderen Immobilie, der kann mit einem variablen Darlehen günstig zwischenfinanzieren und dann, wenn das Geld durch den Verkauf da ist, den Kredit ablösen.

Dadurch ergibt sich ein weiterer Vorteil eines Kredits mit variablen Zinsen: zu jedem Zinsanpassungstermin besteht die Möglichkeit, ihn in ein normales Annuitätendarlehen mit fester Zinsbindungen umzuwandeln. So kann man z. B. erst eine neue Immobilie mit einem variablen Darlehen kaufen und es anschließend problemlos in eine normale Baufinanzierung mit langer Sollzinsbindung überführen. 

 Was sind die Nachteile von variablen Zinsen?

Kredite mit variablem Zinssatz eignen sich nicht für Kreditnehmer, die Planungssicherheit brauchen und den Kredit über einen langen Zeitraum abbezahlen wollen.

Denn jederzeit kann sich das Zinsniveau nach oben verschieben. Und damit kann die monatliche Belastung alle drei Monate plötzlich steigen. 

Zwar kann der Kreditnehmer so genannte „Caps” vereinbaren, mit denen man die maximale Veränderung  des Zinsniveaus nach oben und unten begrenzen kann, jedoch ist das eine Extraleistung der Bank, für die gesondert Gebühren anfallen.

 Fazit

Kredite mit variablem Zinssatz sind riskanter als Festzinsdarlehen bzw. Annuitätendarlehen, bieten aber in Bezug auf die Rückzahlung deutlich mehr Flexibilität.

Damit ist auch klar, für wen sich die jeweiligen Kreditarten eignen: wer flexibel bleiben will, eine frühe Rückzahlung der gesamten Kreditsumme plant oder eine höhere Risikobereitschaft hat und von langfristig fallenden Zinsen ausgeht, der kann das variable Darlehen als Möglichkeit in Betracht ziehen. Wer Sicherheit und Planbarkeit braucht, und eine feste, unveränderliche Monatsrate will, der ist besser bei einem Kredit mit Zinsbindung aufgehoben.  

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